Ewald Frie und die rotbunten Wolken
Ewald Frie und die rotbunten Wolken

Ewald Frie und die rotbunten Wolken

Ein Hof und 11 Geschwister – Rückblick auf eine feine Lesung

Zur Vorgeschichte

Liebe Lesefreundinnen und -freunde, diesmal sind wir ein bisschen spät dran mit unserer Nachlese auf die Märzlesung, morgen geht’s ja schon weiter mit Heike Denzau – da sind wir allerdings bereits ausgebucht.

Ewald Frie ist Historiker und Professor für neuere Geschichte an der Universität Tübingen. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind die deutsche Geschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts, die europäische Adelsgeschichte sowie die Geschichte Australiens. Im Jahr 2020 wollte Ewald Frie in Australien recherchieren, aber die Corona-Pandemie hat seine Reisepläne vereitelt.

Ewald Frie hat in verschiedenen Gesprächen mit seinen Geschwistern den Eindruck gewonnen, dass ihre Lebenswelten sehr unterschiedlich sind, obwohl sie alle die gleichen Eltern haben. Schon länger hat er überlegt, daraus ein Projekt zu machen, aber es fehlte immer die Zeit. Die war jetzt da.

Frie hat seine Geschwister nacheinander besucht und interviewt. Er hat sie gebeten, mit ihm durch das Elternhaus zu gehen und anhand der Räume oder bestimmter Gegenstände zu sagen, was ihnen dazu einfällt. Dadurch wurde deutlich, wie viel sich im Laufe der Jahre verändert hat. Seine Geschwister sind zwischen 1944 und 1969 geboren. So hatte sein ältester Bruder keine Freunde im Dorf, die Bauern waren damals unter sich. Bei den jüngeren Geschwistern war das ganz anders. Für sie war das Dorf der Mittelpunkt. Auch die jährlichen Ausflüge wurden völlig anders gesehen, für die Älteren war es ein ganz besonderes Erlebnis, für die jüngeren eher eine Pflicht.

Zum Buch

So ist ein Buch entstanden, das viel über den Wandel der Landwirtschaft, aber auch über den Wandel der Werte und Lebensweisen erzählt. Sein Erfolg hat Ewald Frie selbst sehr überrascht, das Buch ist bereits in der 17. Auflage erschienen und hat den Deutschen Sachbuchpreis 2023 erhalten.

Über unsere Lesung

Am 21. März war Ewald Frie mit seinem Buch bei uns in Wilster, ein sehr sympathischer Mann, der anfangs etwas über die Entstehung des Buches berichtet. Dann erzählt er, dass sein Vater und die Wilstermarsch etwas gemeinsam haben, nämlich rotbunte Kühe. Ewald Frie erzählte von Wolke II, einer rotbunten Kuh, die seinen Vater in den 1950er Jahren berühmt gemacht hatte und bei Zuchtschauen ausgezeichnet wurde. Auch die Fahrten zu den Bullenmärkten waren wichtig, die älteren Geschwister begleiteten die Kühe. Sie waren oft mehrere Tage mit dem Zug unterwegs und haben im Viehwaggon geschlafen. Die jungen Männer waren voller Vorfreude auf eine fremde Stadt und voller Spannung wegen des bevorstehenden Wettbewerbs. Es war auch eine Erlebnisreise. „Außer mit der Kuh, konntest du nicht weit rumkommen“, sagte einer der Brüder.

Das Wilsteraner Publikum war sehr interessiert, nach der Lesung wurde vieles gefragt und diskutiert. Was überraschte: dass mittlerweile keiner von den Geschwistern mehr in der Landwirtschaft tätig ist. Alle haben eine gute Schulbildung erhalten, das war der Mutter sehr wichtig gewesen. „Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben war für uns kein trauriger Abschied“, sagte Ewald Frie, „er bot aber auch Chancen“.

Und so gehts schon morgen weiter:

Zur nächsten Lesung am 18.04.24 ist Heike Denzau bei uns zu Gast. In ihrem neuen Roman „Liebe von Meer zu Meer“ geht es um einen Roadtrip, bei dem die Funken fliegen und um die vielfältigen Facetten der Liebe. Die Veranstaltung ist ausgebucht.

Für den Verein
mit herzlichen Grüßen
Birgit Böhnisch

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