75 Jahre gegen das Vergessen
75 Jahre gegen das Vergessen

75 Jahre gegen das Vergessen

75 Jahre gegen das Vergessen

Für den Journalisten Michael Legband ist das ein Lebensthema: Er berichtete am 18. Januar 2024 im Spiegelsaal von „seinem“ ganz persönlichen Stück Itzehoe, dem Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus. In Itzehoe steht das erste Mahnmal, das in Nordeuropa errichtet wurde. Die Einweihung fand am 08.09.1946 statt. Der deutsch-ungarische Jude und Filmproduzent Gyula Trebitsch ist der Initiator des Denkmals, entworfen wurde es von dem Architekten Johann Friedrich Höger. Der frühe Bau des Denkmals im Stadtinneren von Itzehoe zeigt, dass Gyula Trebitsch, die jüdische Gemeinde und ihre Unterstützer der Zeit weit voraus waren, berichtete Michael Legband.

Das änderte sich in den 50er Jahren. Kaum jemand wollte mehr von den braunen Jahren wissen. Unter den hoch geachteten Persönlichkeiten der damaligen Zeit waren etliche NS-Täter zu finden. In der Politik, der Polizei, der Schule, der Medizin und den Vereinen fanden sich viele, die in der NSDAP gewesen waren, wieder. 1957 fand sogar noch eine Bücherverbrennung von mehr als 12.000 Schmökerheften in Itzehoe. 1000 Zuschauer haben an der Aktion teilgenommen.
Das Denkmal wurde zusehends unbeliebt. Die Stadt beschloss die Umsetzung in den Stadtpark, vormals Adolf-Hitler-Park. Begründet wurde dieser Schritt mit dem Ausbau der Malzmüllerwiesen. Das Mahnmal wurde regelrecht versteckt.

Michael Legbands erste Begegnung mit dem Mahnmal fand im Stadtpark statt. Dort war er Ende der 50er Jahre oft mit seiner Oma Agnes unterwegs, um die Enten zu füttern. „Damals habe ich die Bedeutung natürlich nicht erkannt“, erzählt er. In den 70er Jahren hatte Legband geholfen, Veranstaltungen rund um das Denkmal zu organisieren. Im Zuge seiner Ausbildung verließ er Itzehoe und das Mahnmal war weit weg.

Das änderte sich erst, als Michael Legband aus Verbundenheit mit den Itzehoer Jungsozialisten Gyula Trebitsch als Gedenkredner ansprach und erfuhr, dass dieser der Initiator des Denkmals gewesen war. Das wusste in Itzehoe kaum noch einer. Gyula Trebitsch war tief enttäuscht darüber, dass man sein Mahnmal dem Vergessen preisgegeben hatte. Nach mehreren Versuchen war es schließlich 1994 gelungen, das Denkmal an seinen ursprünglichen Standort zurückzuholen. Eingeweiht wurde es von der damaligen Ministerpräsidentin Heide Simonis.

Michael Legband hat sich oft mit Gyula Trebitsch getroffen, er erzählte sehr emotional von den Gesprächen, die sie miteinander geführt hatten.

Nach seiner Befreiung aus dem KZ Wöbbelin wurde Gyula Trebitsch vom britischen Militär ins Krankenhaus Itzehoe gebracht. Er erhielt von der Militärregierung die Lizenz zum Betrieb von zwei Kinos. Mit dem von ihm gegründeten Studio Hamburg wurde er einer der größten Filmproduzenten seiner Zeit. Er war Mitglied der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, für die er sich bis zu seinem Tode im Jahr 2005 auch finanziell engagierte. Sein Mahnmal in Itzehoe war ihm immer sehr wichtig. „Mein Mahnmal muss mahnen“, sagte er immer wieder und zu Michael Legband. „Pass auf mein Mahnmal auf.“
Und genau das macht Michael Legband.

Nie wieder ist jetzt!

An diesem Abend im Spiegelsaal hat er das Wilsteraner Publikum von der Wichtigkeit des Mahnmals und dem Aufstehen gegen Rechts überzeugt. Moderiert und durch den Abend geführt hat Karin Dietrich-Olsen.
„Nie wieder ist jetzt!“

Und so geht es weiter im Februar

Am 18. Februar 2024 ist Anja Marschall zu Gast im Spiegelsaal. Die Lesung ist bereits ausgebucht!
Bitte melden Sie sich ab unter 04823/921336, falls Sie nicht kommen können. Ggf. kann dann jemand von der Warteliste nachrücken.

Text: Birgit Böhnisch für Leselust e.V.
Bild: Screenshot S.HZ
Den Pressetext der Wilsterschen Zeitung / S:Hz finden Sie hier.

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