Wer braucht schon Wunder…
… das ist der Titel ihres Buches, das Anne Müller am 18.10.2024 im Spiegelsaal in Wilster vorgestellt hat. In ihrem Roman lässt die Autorin die 80er Jahre wieder auferstehen. Es geht um Protagonistin Lika, die, bevor sie ihre Heimatstadt Kappeln verlässt, noch einen letzten Sommer dort verbringt. Und dann ist da der Kakadu, die Kneipe, in der Lika als Bedienung anfängt und die für sie schnell zu einer Art Ersatzfamilie wird. Dafür sorgen Fränki, ihr Chef, Kellnerin Biggi, die gute Seele des Lokals, und der französischen Koch Antoine, der Lika mit seinem Charme und seinen Kochkünsten umwirbt. Der Kakadu sei keine Kneipe, sondern ein Fundbüro der Seelen, meint jedenfalls Biggi und die Gäste bestätigen das.
Wie man lernt, den Regen zu lieben.
„Der Roman“Wer braucht schon Wunder“ ist warmherzig und humorvoll, aber auch melancholisch, wenn Lika an ihre Mutter denkt, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Von ihrer Mutter hat Lika ein Regentagebuch erhalten, da es in Kappeln oft regnet. „Du musst den Regen lieben“, sagte ihre Mutter, „wenn du es nicht tust, regnet es trotzdem“. Lika wird zur Regenforscherin, vom „Regenopfer“ zu einer Person, die sich dem Regen überlegen fühlt, ihn studiert, betrachtet, ihm etwas abgewinnt. Lika hat 49 verschiedene Arten von Regen entdeckt. Gefängnis-Regen, Spaßverderber-Regen, Egal-Regen, Freunde-Regen, Liebeskummer-Regen etc…
In ihrem Buch steckt auch viel von Anne Müller selbst. Sie ist in Kappeln aufgewachsen und hat genau wie Lika 1983 dort ihr Abitur gemacht. Lika wohnt im Ortsteil Mehlbyvon, der bei den Ureinwohnern als Kängeruh-Siedlung bekannt ist: Nichts im Beutel, aber große Sprünge machen. (Foto: Karin Labendowicz)
Mode, Musik und Getränke der 80 Jahre wecken viele Erinnerungen und die flotten Sprüche sorgten im Publikum des öfteren für Heiterkeit und wurden mit viel Applaus bedacht.
Anne Müller bedankte sich bei den rund 70 Zuhörern und Zuhörerinnen. Sie freute sich, mal wieder im Norden gewesen zu sein. „Hier versteht man mich. Wilster hat viel mit Kappeln gemeinsam, die Stadt gefällt mir sehr und der Spiegelsaal ist wunderschön“, sagte sie.
Zum Presseartikel –> „Tolles Publikum und Klein.-Karstadt – Warum Autorin Anne Müller Wilster in ihr Herz geschlossen hat“
Und so geht es bei Leselust in Wilster weiter im Programm:
Am kommenden Montag, dem 18.11.24, kommt Martin Becker nach Wilster. Er liest aus seinem Buch „Die Arbeiter“, einer Liebeserklärung an ein aussterbendes Milieu, dessen Kinder vom großem Los träumten, aber auch mit Trostpreisen zufrieden waren.
Martin Becker erzählt von einer kleinstädtischen Familie, die es nicht mehr gibt. Von zu früh verstorbenen Eltern und Geschwistern, von einem unverhofften Wiedersehen an der Küste, vom kleinen Wunder, nach dem Verschwinden der Ursprungsfamilie nun selbst Vater zu sein.
Sein Buch ist eine Geschichte über eine Herkunft aus einfachen Verhältnissen, fern aller Romantik und Verklärung. Ein Denkmal für die verschwundene Arbeiterfamilie.
Bitte melden Sie sich zur Lesung an bei der Stadtbücherei Wilster, Telefon 04823/921336. Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns jedoch wie immer sehr über Ihre Spende und sind auch darauf angewiesen; ohne Ihr Engagement können wir keine Autoren engagieren.
Text: Birgit Böhnisch
Foto. Karin Labendowicz
Header: Heike Pohl