Meeresrauschen bei Leselust

Nachlese: Heike Denzau und Christian Irrgang waren zu Gast

Am 18.04.2024 und am 06.05.2024 wurden die Lesefreunde von Leselust jeweils an die Nordsee entführt. Heike Denzau hat uns vom Spiegelsaal mit nach Föhr genommen und mit Christian Irrgang ging es von Kasenort nach Großbritannien.

Heike Denzau „Liebe von Meer zu Meer“

Karin Labendowicz freute sich, im April eine gute Bekannte in Wilster begrüßen zu dürfen. Heike Denzau hat es nicht weit, sie wohnt in Wewelsfleeth. Dort geht sie ihrer großen Leidenschaft nach: Sie schreibt Bücher. Dabei ist sie sehr vielseitig. Bekannt geworden ist Heike Denzau durch ihre Kriminalroman-Reihe um Oberkommissarin Lyn Harms. Eine weitere Romanfigur ist Privatdetektiv Raphael Freesen, der auf unkonventionelle Weise auf der Insel Föhr ermittelt. „Dämonen der Speicherstadt“ ist ein Muss für Fantasy- und Romance-Fans. Ebenso gehören Kurzgeschichten und Liebesromane zu Heike Denzaus Repertoire.

Die Lesung ist im April war ausgebucht. Heike Denzau hat auch hier in der Region eine große Fangemeinde. „Heute habe ich keinen Krimi mitgebracht, sondern einen leichenfreien Liebesroman“, sagt sie einleitend.

„Liebe von Meer zu Meer“ ist ein herzerwärmender Roman über die vielfältigen Facetten der Liebe, ein Roadtrip, bei dem die Funken fliegen. Es geht um Paula Ahmling, die mit ihren drei Kindern für ein Jahr in ein Traumhaus auf Föhr zieht. Damit möchte sie ein Versprechen einlösen, das sie sich selbst gegeben hat: die alte Kate am Deich zu finden, in der ihr verstorbener Mann als Kind so glücklich war. Eine turbulente Reise entlang der Nordseeküste beginnt, und während Paula sich ihren schmerzlichen Erinnerungen stellt, wächst in ihr eine Hoffnung, die sie nicht für möglich gehalten hätte: dass ihr Herz und ihre Seele heilen.

Föhr ist die Lieblingsinsel von Heike Denzau, auch Raphael Freesen ermittelt hier. Allerdings entsprach ein Campingplatz, den sie sich genauer angesehen hatte, nicht ihren Erwartungen: Der Verwalter war nicht gerade freundlich. Deshalb hat sie ihren eigenen Campingplatz erfunden, da ging es harmonisch(er) zu.

Heike Denzau las aus ihrem Roman und zwischendurch erzählte sie viel über ihre Recherche. Das gefiel dem Publikum, es war ein lockerer und schöner Abend. Leider hat sie nicht verraten, ob Paula die Kate am Deich gefunden hat und ob eine neue Liebe entstanden ist. Dafür muss man das Buch kaufen. Das haben dann auch viele getan, darunter auch ich. Aber verraten werde ich hier nichts!


Christan Irrgang „Fisch und Ships“

Christian Irrgang ist ein Tausendsassa. Reportagen und Porträts von Personen aus Politik und Kultur sind sein Metier. Er hat für namhafte Zeitschriften wie Spiegel, Stern, Brigitte und Focus gearbeitet. Die Berliner Philharmoniker hat er auf ihrer Japan-Tournee begleitet und mit Roger Willemsen war er in Afghanistan. Gemeinsam mit Sandra Maischberger hat er Helmut Schmidt besucht.

Vier deutsche Bundespräsidenten – Johannes Rau, Horst Köhler, Joachim Gauck und Frank-Walter Steinmeier – hat Christian Irrgang jeweils mehrere Jahre lang durch die halbe Welt begleitet.

Und sein Herz gehört dem Segeln.

2022 – endlich mal wieder ein Segelsommer um England und Schottland. 144 Tage war Christian Irrgang mit wechselnder Crew unterwegs. Er hatte tolle Aufnahmen dabei, die er in Kasenort seinem Publikum zeigte.

Das dortige Café zur Schleuse bietet eine maritime Stimmung mit Blick auf die Au und den Gaffelsegelkutter von Inge und Thomas Wulf, Wilsteraner Freunde von Christian Irrgang.

Er berichtete, direkt nach London gesegelt zu sein, dann weiter an Englands Südküste entlang hinaus auf den Atlantik zu den karibisch anmutenden Isles of Scilly. Von dort über die stürmische irische See nach Dublin. Quer durch Schottland ging es zurück in die Nordsee, wo ihn ein Sturmtief erwartete, dem er gerade noch entwischen konnte.

Er erzählte, dass seit dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union vieles komplizierter geworden sei. Noch zuhause, musste er ein Formular ausfüllen, wer, wann und wo an Land komme. Das genaue Einreisedatum wurde abgefragt. Dazu die strenge Anweisung, beim Eintritt in die 12-Meilen-Zone die gelbe Flagge Q zu setzen und diese erst auf Anordnung eines Grenzbeamten gegen die Gastlandsflagge zu tauschen. Bei der Ankunft kontrollierte die Border Force die Pässe und das Schiff. Auf die Frage, ob jetzt die Flagge getauscht werden könne, sagten sie, von einer gelben Flagge Q hätten sie noch nie gehört. Christian Irrgang hatte während der gesamten Reise zusätzlich die Europaflagge gehisst.

Es ist nicht nur das Segeln auf neuen Gewässern mit ihren Herausforderungen durch Strömungen und Gezeiten, oft begeistert ihn auch die Landschaft. „Aber auch die Menschen, ein bunter, skurriler, freundlicher Haufen, die feierfreudig, musikalisch, royalistisch, sportverrückt, weltoffen und selbstgenügsam sind“, meinte Christian Irrgang.

Irrgang berichtete, dass Liegeplätze teilweise schwierig zu finden seien, manchmal nur mit Voranmeldungen. Die Zuhörer:innen erfuhren einiges über Gezeiten und Strömungen, wie zum Beispiel auf der Fahrt von England nach Irland. Vor Ramsey Island kann man zwischen den Inseln und dem Festland durchfahren, aber nicht wenn man zur falschen Zeit kommt. Auf der Karte sind seien Strömungspfeile eingezeichnet, die sich zu Kreisen ergänzen. Wenn der Strom von vorn komme, habe man keine Chance, dann führe man rückwärts. Es könnten sich aber auch Strudel bilden, dabei könne ein kleines Boot auf die Felsen gedrückt werden. Christian Irrgang und sein Mitsegler wagten die Durchfahrt und rauschten mit 10 Knoten zwischen schäumenden Wasserwirbeln hindurch. Um sie herum gelbe Bojen, die teilweise unter Wasser gezogen wurden, links und rechts Felsen. Sie hielten den Kurs und wurden am anderen Ende des Sunds wieder ausgespuckt. „Das war schon ziemlich aufregend“, erzählte Irrgang

Der längste Törn der Fahrt betrug 400 Meilen über die offene Nordsee, von Schottland nach Dänemark. Der Wetterbericht verhießt nichts Gutes. Die Crew musste lange warten, bis sich ein Wetterfenster auftat. Eine Stunde nach Niedrigwasser passierten sie die Ausfahrt. Am nächsten Tag hielt sich der Wind an die Voraussagen, drehte auf Nord und wehte locker mit Stärke 3. Ungefähr 60 Meilen von der dänischen Küste entfernt kam die Sturmwarnung. Es war offen, wer das Rennen gewinnen würde, das Tief oder die Crew. Die Wellen wurden immer höher, bis zu 5 Meter hoch. Mit Unterstützung aus dem Motorraum schlingerten sie auf die Küste zu.
Nach 69 Stunden hatten sie sich schließlich ihr Feierabendbier verdient. Und für uns ging ein schöner, interessanter und lehrreicher Abend mit tollen Fotos zu Ende.


Wir freuen uns auf übermorgen, den 18. Juni 2024, und auf Alexa Hennig von Lange und ihre „Karierten Mädchen“.

Alexa Hennig von Lange liest ab 19:30 Uhr, im Spiegelsaal des Neuen Rathauses. Bitte melden Sie sich zur Lesung an bei der Stadtbücherei WilsterTelefon 04823/921336. Der Eintritt ist frei.
Wir freuen uns jedoch wie immer sehr über Ihre Spende und sind auch darauf angewiesen; ohne Ihr Engagement können wir keine Autoren engagieren.

Text: Birgit Böhnisch
Foto: Heike Pohl

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